Inklusive Hochzeitsbranche?

Seit einiger Zeit beschäftigt mich das Thema inklusive Hochzeitsbranche. Aber weißt du, wie man inklusiv als Hochzeitsdienstleister:in auftritt?

Es war äußerst schwierig eine exakte Definition zu finden und somit habe ich selbst definiert, was es für mich ausmacht mit meiner Dienstleistung als Hochzeitsfotografin inklusiv zu sein.

Meine Dienstleistung soll zugänglich für alle Personen sein, unabhängig ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung. Das heißt, dass ich ein LGBTQ+-Ally sein möchte. Ein Ally ist eine Person, die nicht per se Teil dieser Community ist, sondern LGBTQ+ Personen einen sicheren Raum bietet um urteilsfrei agieren zu dürfen und sich darüber hinaus ebenfalls für sie einsetzt.

Folglich habe ich mir die Frage gestellt: Ist meine Hochzeitsfotografie inklusiv? Spreche ich wirklich alle Menschen an, die sich für meinen Stil der Fotografie interessieren? Ich bin zum ernüchternden Schluss gekommen: NEIN, mein Business ich noch lange nicht inklusiv. Ich sehe es nun jedoch als Chance: Eine Chance mein Business zu öffnen, eine Chance mit Menschen in Kontakt zu treten, die mir einen Einblick in das Thema geben und mit mir in den Austausch gehen und eine Chance unglaublich viel zu lernen.

Genau aus diesem Grund habe ich mich auf einen Kakao mit Cora und Carina von Else und Ilse getroffen um meinen Horizont zu erweitern und Fragen zu stellen. Die beiden beschreiben sich selbst als “adventure couple” und setzen sich ein für lesbische Sichtbarkeit und intersektionalen Feminismus. Cora ist seit kurzem zudem Freie Hochzeitsrednerin und gut mit der Hochzeitsbranche vertraut.

Wie empfinden Cora und Carina den aktuellen Stand in der Hochzeitsbranche?

Die Hochzeitsbranche ist laut Cora und Carina noch stark von heteronormativen Mustern und Traditionen geprägt, jedoch haben sie das Gefühl, dass viele Paare oft genau das wollen. Solange dies eine bewusste Entscheidung ist, ist es jedoch auch valide diese Muster und Traditionen fortzuführen.

Cora hat dazu die Anekdote eingebracht, dass sie manchmal das Gefühl hat, dass die Braut wie eine Ziege von einem Mann, dem Vater der Braut, an den nächsten, den Ehemann übergeben wird und diese Tradition, wie auch andere Traditionen wenig bis gar nicht hinterfragt werden.

Generell spielen Traditionen und traditionelle Familienbilder eine große Rolle. Wer führt die Braut nun nach vorne, wenn sie in einer Familie mit zwei Müttern aufgewachsen ist? Oder was, wenn es zwei Bräute gibt? Wer wird dann nach vorne geführt? Muss jemand nach vorne geführt werden?

Cora als freie Rednerin möchte genau solche Traditionen neu interpretieren und den Blick dafür öffnen, dass es auch andere, weniger heteronormative und konservative Wege gibt eine Trauung zu gestalten. Es geht darum Optionen aufzuzeigen und neue, inklusivere Traditionen zu schaffen.

Die beiden kritisieren zudem, dass die “Ehe für Alle” eher ein Zugeständnis als eine Gleichstellung ist, denn aktuell wird es LGBTQ+-Paaren immer noch schwer gemacht eine Familie mit Kindern zu gründen. Die Ehe für alle kommt mit allen Pflichten einer Heteroehe, jedoch nicht mit allen Rechten und Unterstützung.

Wie können wir uns als Hochzeitsdienstleister:in verhalten um inklusiv zu sein?

  1. Genderinklusive Sprache nutzen um alle willkommen zu heißen
    Ein kleiner Beitrag dazu wäre, den Begriff Hochzeitspaar anstatt Brautpaar zu verwenden. Brautpaar impliziert, dass es mindestens eine “Braut” in dieser Konstellation gibt. Hochzeitspaar lässt offen, wie sich die beiden Partner identifizieren.
  2. Wert darauf legen, dass Familie kein fester Rollenbegriff ist
    Menschen definieren selbst, was Familie für sie ist.
  3. Pronomen kommunizieren
    Man kann einer Person nicht immer ansehen mit welchen Pronomen sie sich identifiziert. Die Pronomen stimmen eben nicht immer mit der visuellen Repräsentation überein. Das heißt, wenn du denkst jemand sieht aus wie ein Mann, muss diese Person sich nicht zwingend als Mann definieren. Dafür gibt es die Pronomen er / sein – sie / ihre und they / them. Als Hochzeitsdienstleister können wir unsere Pronomen kommunizieren um deutlich zu machen, dass wir sensibel für diese Thematik sind. In meinem Falle mache ich deutlich, dass ich mit sie / ihre angesprochen werden möchte.
    Hier ein Beispiel von Cora und Carina für dich zu they / them, einer aktuell gängigen Form (im Lexikon hast du ja vielleicht gesehen, dass es super viele Optionen gibt) für nicht binäre Menschen: They geht gerne in den Supermarkt, weil es dort their/theys [geht beides] liebstes Essen gibt. Wenn ich es them/they gebe, freut they sich.
    Manche deklinieren Englisch, andere benutzen quasi immer they und hängen für Genitiv ein S an.
  4. Fragen stellen und Fehler machen
    Es ist vollkommen in Ordnung respektvoll Fragen zu stellen. Stell Fragen die du auch cishetero Menschen stellen würdest. Sei selbst sensibel für das Thema und frag nach, wenn dir etwas unklar ist. Und es ist wie immer: wenn man etwas lernt, macht man Fehler. Wir sollten somit schauen, dass wir uns der Thematik nähern und Inklusivität in unsere alltägliche Sprache einbinden. Nur wenn wir unsere eigenen Fehler korrigieren und uns auch korrigieren lassen, kann inklusive Sprache wachsen und wir stecken vielleicht andere Menschen an es uns gleich zu tun.
  5. Sei interessiert
    Die Sprache ist ständig im Wandel und Dinge verändern sich. Indem du auf dem neuesten Stand bist vermeidest du mit Aussagen ins Fettnäpfchen zu treten. Und zudem: Wie spannend ist es bitte Teil der sich jeher wandelnden Sprache zu sein und alle Menschen mit der eigenen Ausdrucksweise willkommen zu heißen?

Ressourcen zur Information für dich

Da sich wie im letzten Punkt beschrieben Sprache ständig wandelt und die Fachliteratur kaum nachkommt, ist es nicht so einfach ein Buch zu nennen, das hilfreich ist. Wenn man sich jedoch selbst reflektiert und empathtisch ist, kann man sich viel auf Social Media aneignen. Also: Kopf einschalten, Gedanken und auch mal Fehler machen.

Hier sind einige zusammengetragene Social Media Accounts und ein Reel von Else & Ilse, die euch bei der Recherche helfen und den Blick öffnen für eine gernderinklusive Sprache. Have fun and use your hearts and brains 😉

Reel zum Thema wie man ein LGBTQIA-Ally ist

Logo! Das bedeutet LGBTQIA+

Pinkmantaray (1st trans D1 NCAA men’s athlete)

Zoe Stoller (writer, educator & social work student)

Queere in love (Das einzige LGBTIQ+ Branchenbuch für queere Hochzeitspaare)

Queeres Lexikon (Gemeinnütziger Verein)

Liste & Erklärungen mit nichtbinären Pronomen

Ich bin Jana und Expertin für emotionale Hochzeitsfotos.
Ich erschaffe mit euch lebendige und warme Hochzeitserinnerungen, die euch mit 80 noch daran erinnern lassen, wie unendlich glücklich ihr seid, dass ihr euch gefunden habt.

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